Von der originellen Idee bis zur Unternehmensgründung

Nachbericht zur Abschlusspräsentation des EXIST-Gründerstipendium geförderten Projekts

 

So schreibt sich der Anfang einer Erfolgsgeschichte: Nach nur acht Monaten gelang im Mai dieses Jahres der erfolgreiche Markteintritt der innovativen Software für Videotranskription „Feldpartitur“. Entwickelt wurde die Software an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Abteilung Medienpädagogik, unter dem Mentoring von Prof. Dr. Horst Niesyto. Erfinderin und Unternehmerin Dr. Christine Moritz und ihr Team berichteten letzte Woche, am 27. Oktober, über die Erfolgsgeschichte der Feldpartitur – von der allerersten Idee bis zur Unternehmensgründung.

Es war eine spannende Veranstaltung über das EXIST-stipendierte Projekt im Senatssaal der PH Ludwigsburg. Neben der Prorektorin für Forschung und Nachwuchsförderung, Prof. Dr. Christine Bescherer, und Prof. Malte Brinkmann, Leiter des Instituts für Erziehungswissenschaft, sowie Mentor Prof. Niesyto, kamen viele interessierte Studierende der PH. Auch Gäste weiterer Organisationen waren vor Ort, etwa Frau Marion Trick vom Gründernetzwerk CONTACT AS der Hochschule Esslingen.

 

Frau Moritz während des Vortrags

Frau Moritz während des Vortrags

“Die Fahrt hat sich wirklich gelohnt!” Der Meinung war nicht nur Marion Trick. Daher fassen wir für die, die nicht vor Ort sein konnten, in diesem kleinen Nachbericht das Wichtigste aus dem Vortrag kompakt zusammen.

Frau Dr. Christine Moritz promovierte an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Sie arbeitete anschließend als Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen, seit 2006 in der Lehrerfortbildung. In diesem Jahr führte Sie das Projekt „Feldpartitur“ als Hochschulausgründung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg zum Ziel: Die Eintragung der Feldpartitur GmbH ins Handelsregister erfolgte bereits im Mai 2011. Es war eine echte Pionierleistung: „Für unsere Hochschule war dieses EXIST-Projekt komplettes Neuland,“ gestand ihr Mentor Prof. Dr. Horst Niesyto.

 

Die Gäste des Vortrags, mit Prorektorin Bescherer und Prof. Niesyto

Die Gäste des Vortrags, mit Prorektorin Bescherer und Prof. Niesyto

Jetzt macht Frau Moritz die von ihr entwickelte Transkriptionssoftware für Videodaten „Feldpartitur“ (Moritz 2010, 2011) der Wissenschaftswelt zugänglich. Und was diese Software kann, zeigte sie gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Stefanie Lenze in ihrem Vortrag. Die Feldpartitur besitzt ein hochinnovatives Potential für Forschende: sie ermöglicht nicht nur Einzelarbeit und Teamarbeit auf nationaler wie internationaler Ebene, sie ist nicht an eine bestimmte Forschungsmethode gebunden und damit individuell und flexibel an jede Forschungsfrage anzupassen, sondern sie ist darüber hinaus standortungebunden und – dies vor allem – in ihren Transkriptions-Modi „multikodal“. Die Feldpartitur erlaubt die Erfassung von Videodaten nicht mehr nur in Textdaten wie in der klassischen Transkription üblich, sondern erfasst sie diagrammatisch – wie in einer Partitur. Sie löst damit das lange beklagte Problem, Videodaten auf einer Zeitleiste in ihrer Linearität und Gleichzeitigkeit zu erfassen. Untereinander liegend können die Video-Informationen in mehreren Editier-Modi transkribiert werden: mittels Text, visuellen Symbolen und konventionellen Transkriptions-Zeichen. In der aktuellen Beta-Version der Software sind fünf Editier-Modi in einer Partitur möglich:

  • Framing: Repräsentationale Darstellung visueller Konstitutuenten durch das stehende Einzelbild (frame-by-frame-Analyse)
  • transcript” (TS): Transkription gesprochener Sprache auf der Basis bestehender Text-Transkriptionsstandards
  • notescript” (NS): Notation von Symbolen innerhalb eines definierten Bezugsrahmens
  • codescript” (CS): Unterstützung der Aneignungsprozesse durch makroprozessuales Kodieren, Interpretieren, Deuten von Ereignissen im Video
  • Text” (TXT”): Verbalumschreibung von Ereignissen im Video

Erstmals werden nicht nur verbale Daten erfasst, sondern auch visuelle Informationen und Prozessdaten – und alles übersichtlich auf einer Arbeitsoberfläche. Der renommierte Kommunikationswissenschaftler Jo Reichertz sprach aus diesem Grund von einem „video turn in der Transkriptionspraxis“ – und griff dabei auf den berühmten Begriff des ‚linguistic turn’ in der Sprachwissenschaft zurück.

Herr Niesyto fand aufgrund des engagiert in so kurzer Zeit durchgezogenen Projekts entsprechend lobende Worte zum Abschluss der Veranstaltung. „Frau Moritz hat mit ihrem Team das Projekt sehr zielführend durchgeführt. Der Projektträger in Berlin bewertete das Projekt als einen bedeutsamen Beitrag zu den förderungspolitischen Zielen des Programms EXIST, bzw. des EXIST-Gründerstipendiums. Ich wünsche Frau Moritz und der Feldpartitur GmbH, dass der weitere Unternehmensverlauf erfolgreich sein wird, auch weil Sie so kreativ und selbstständig arbeitet. Die kommenden Monate werden jetzt nach dem erfolgreichen Start zur Bewährungsprobe für die Feldpartitur – es wird sich zeigen, inwieweit von Forschenden ein Mehrwert des Angebots im Hinblick auf die jeweiligen Forschungsvorhaben erkannt und wahrgenommen wird“, schließt Niesyto die Veranstaltung.

 

Prof. Horst Niesyto und Dr. Christine Moritz im Gespräch

Prof. Horst Niesyto und Dr. Christine Moritz im Gespräch

Dass es diesen Mehrwert gibt, zeigte die nachfolgende Fachdiskussion mit den Gästen des Vortrags. Es ging nicht nur über Forschungsmethodisches und Wissenschaftstheoretisches zur komplexen Thematik der Videotranskription, sondern auch um die praktische Forschungsarbeit. Gerade für diese hält die Software flexible Funktionen bereit. In der Vielfalt der Funktionen werden hin und wieder einige der zahlreichen Möglichkeiten schon mal übersehen. Deswegen wird es auf diesem Blog bald für unsere KundInnen eine Redaktionsreihe Softwarefunktion der Woche geben.

Der Leiter des Institut für Erziehungswissenschaft, Prof. Dr. Brinkmann, zeigte sich angetan: „Ich bin sehr beeindruckt vom dem, was Sie in dieser kurzen Zeit mit viel Engagement an der PH in Ludwigsburg und an unserem Institut geschaffen haben. Viel Erfolg für ihre Zukunft!“

 

Literatur

Moritz, Christine (2010): Dialogische Prozesse in der Instrumentalpädagogik. Eine Grounded Theory Studie. Essen: Die Blaue Eule.

Moritz, Christine (2011): Die Feldpartitur. Multikodale Transkription von Videodaten. Wiesbaden: VS Verlag.

 

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